„Kulturelle Bildungsangebote bieten ein wichtiges Lernfeld für junge Menschen. Sie vermitteln künstlerische Fähigkeiten ebenso wie Kreativität, Ausdrucksfähigkeit, Toleranz und soziale Kompetenzen – wichtige Voraussetzungen für Partizipation und gesellschaftliche Integration.“
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, 18, 15. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland.
Seit nun über dreißig Jahren finden im Haus der Jugend Charlottenburg regelmäßig die Workshopwochen „Medien gegen Vorurteile“ statt und sie gehören inzwischen zu den bedeutenden Angeboten des Jugendclubring Berlin e. V. für alle Schüler*innen insbesondere Charlottenburger Grundschulen. Eine ganze Woche lang kommen am Vormittag die Schüler*innen einer Klassenstufe aus mehreren Schulen bei uns zusammen, um an Medien- und Kunstworkshops teilzunehmen. Gemeinsam erarbeiten sie ein künstlerisches Produkt mit medien- oder kunstbezogenem Schwerpunkt. So haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, mit verschiedenen medialen Gattungen wie Film, Fotografie, Trickfilm, Hörspiel, Graffiti zu arbeiten oder sich in Theater, Tanz und Musik zu versuchen. Dabei können Themen wie Diskriminierung, Gewalt, Identität oder weitere gesellschaftsrelevante Aspekte, denen Schüler*innen schon frühst begegnen, angeschnitten, diskutiert und behandelt werden. Wichtig ist uns dabei das Ausprobieren am Neuen: ohne Vorkenntnisse sich auf die Bedingungen und Möglichkeiten eines Mediums oder einer Kunstform einzulassen, bedeutet auch, sich selbst zu erkunden und mit der Freude am Entdecken und dem Erlernen von Techniken, die eigenen Fertigkeiten – manchmal erstmals – auszuprobieren und zu erkennen.
Neu ist dabei für die Teilnehmenden auch der Zusammenhang, in dem diese Entdeckungsreise stattfindet: nicht oder nicht nur mit den allbekannten, manchmal allzu bekannten Schulfreund*innen, sondern vor allem mit neuen Gesichtern, hinter denen Gleichaltrige erkannt werden können, die bei allen Ähnlichkeiten im Schul- und Stadtleben doch auch große Unterschiede haben. Unterschiedliche Lebenszusammenhänge führen zu unterschiedlichen Sichtweisen und Meinungen. Schließlich ist auch der Ort der Veranstaltung – weit ab vom Gewohnten des Schulalltags – ein wichtiger Faktor bei der Erfahrung, sich überhaupt auf Neues einlassen zu können. Obwohl in der vormittäglichen Schulzeit angesiedelt, besteht die Herausforderung darin, an einem Ort der Freizeit – wie es ein Jugendhaus darstellt – die Zwänge des Müssens abzuschütteln und sich der Herausforderung mit unvoreingenommener Freude anzunähern, die aber nur mit einer Verantwortung gegenüber der Gruppe und einem selbst umgesetzt werden kann. Selbstverantwortete Freizeit ist auch eine Fähigkeit, die gelernt werden kann.